Hildegard von Bingen (1098-1179) ist die populärste Deutsche des Mittelalters - auf Augenhöhe mit den Mächtigen ihrer Zeit. Sie war Visionärin, Naturwissenschaftlerin, Politikerin und Komponistin, Theologin und sogar Managerin zweier von ihr gegründeter Klöster.

Viele ihrer Schriften, vor allem ihre Kenntnisse der Naturheilkunde, haben bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Andere werfen noch immer Fragen auf. Während die einen in Hildegards Visionen eine Art Drogenrausch der Kräuterkundigen vermuten, sehen andere darin eine prophetische Gabe, sogar einen Beweis ihrer Heiligkeit.

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    1098: Geburt Hildegards von Bingen
    1112: Hildegard von Bingen tritt in das Kloster Disibodenberg ein.
    1136: Sie wird zur Magistra im Kloster Disibodenberg gewählt.
    1141: Hildegard von Bingen offenbart erstmals ihre Visionen.
    1147: Mit päpstlicher Erlaubnis beginnt Hildegard ihre Visionen zu veröffentlichen.
    1150: Hildegard von Bingen zieht in ihr eigenes Kloster auf dem Rupertsberg.
    1165: Sie übernimmt auch die Leitung des Klosters Eibingen bei Rüdesheim.
    17. September 1179: Tod Hildegards von Bingen

    Ausführliche Chronik zu "Hildegard von Bingen und die Macht der Frauen"

Verdacht der Ketzerei

Besondere Nähe zu Gott für sich zu beanspruchen, war nicht ungefährlich. Ihren Mut schöpfte sie aus religiösem Sendungsbewusstsein. Hildegards Visionen waren ein mächtiges Instrument für eine Frau in einer Zeit, in der das weibliche Geschlecht komplett unter männlicher Verfügungsgewalt stand. Sie schaffte es, dass der Papst selbst ihre Visionen anerkannte und enthob sich damit des Verdachtes, eine Ketzerin zu sein.

Aus heutiger Sicht besonders bahnbrechend war ihre Wahrnehmung der Natur, in der sie ein Spiegelbild der göttlichen Weltordnung sah. Die "erste Grüne" der Geschichte könnte man sie nennen. Auch den menschlichen Körper und die Sexualität beschrieb sie eingehend und mit großer Unbefangenheit. Von Hildegard von Bingen stammt die vermutlich erste und für eine Nonne bemerkenswert detaillierte Beschreibung des weiblichen Orgasmus.

Grenzen überschreiten

Der Film über das Leben Hildegards von Bingen zeichnet das Bild einer Frau, die viele Grenzen sprengte, die die Zeit ihren Geschlechtsgenossinnen setzte und er zeigt ein Jahrhundert, dessen technische und soziale Umwälzungen viele Grundsteine für die Moderne legten.

Wissenschaftliche Beratung: Prof. Franz Josef Felten

https://www.zdf.de/dokumentation/die-deutschen/hildegard-von-bingen-und-die-macht-der-frauen-100.html